Das Wetter meinte es gut mit uns Pistolenschützen für die Fahrt zum diesjährigen Morgartenschiessen im Schornen, unterhalb von Sattel SZ. Alljährlich findet am 15. November eine Schlachtjahrzeitfeier mit einem Erinnerungsschiessen statt. Ein grosser Festzug zieht aus dem Dorf Sattel hinunter nach Schornen in
die Talmulde vor der Schlachtkappelle. Angeführt von einer Reitertruppe, gefolgt von marschierenden Hellebardenträgern in historischen Uniformen, Trommlern, dem Musikverein Sattel, zahlreichen Ehrengästen aus Politik, Armee, der Geistlichkeit und Gesellschaft.

Mit dabei marschieren auch zwei Züge aus dem Innerschweizer Gebirgsinfanteriebataillon 29 in aktueller Ausrüstung. Verschiedene Fahnenträger und Frauen in farbigen Trachten gekleidet, Bauern in Hirtenhemden historisch bewaffnet. Die Gedenkfeier beginnt mit dem Verlesen des Schlachtbriefes, gefolgt von einer Ansprache. Abgeschlossen wird der feierliche Akt mit der Nationalhymne. Nach dem Rückmarsch des Festzuges nach Sattel, wird wiederum der Schiessbetrieb aufgenommen, der mit der Rangverkündigung am späteren Nachmittag endet.

Geschossen wird mit Ordonnanzpistolen auf die in freiem Feld aufgestellten speziellen Morgartenscheiben in 5-er Wertung. Das Schnellfeuer wird in drei Serien, 2 Schuss in 30 Sekunden, 4 und 6 Schuss in jeweils 60 Sekunden kommandiert, geschossen. Nach jeder Serie spurtet eine Zeigermannschaft aus der Deckung und zeigt die getroffenen Einschüsse mit Zeigerkellen und entsprechender Wertung an.
Eine straffe Organisation sorgt für die Sicherheit auf dem Wettkampfgelände. Etwas mehr als 1500 Schiessende, Damen und Herren jeden Alters, standen wiederum auf historischem Boden im Einsatz.
Ebenso wichtig wie das Resultat bei diesem historischen Schiessanlass ist die gemeinsame Ausübung des Schiesssportes unter nicht vorhersehbaren, von der jeweiligen Witterung abhängigen Bedingungen.
Wie zu historischen Zeiten begleitet die Standarte die jeweiligen Schiesstruppen und dient so zur Orientierung über den Aufenthalt des Gruppenführers. Seit vielen Jahren ist Bruno Högger gekonnter Leader für historische Schiesswettbewerbe. Er organisiert die Teilnahme, die Anmeldung sowie den ganzen Ablauf mit einem Tagesprogramm, das ein besonderes Augenmerk auf die Pflege der Kameradschaft legt.

Nach absolviertem Schiessprogramm stellte sich die Truppe aus zwei Schützenkameradinnen und zwölf Schützenkameraden dem Fotografen, vor dem gut erhaltenen mittelalterlichen Wehrturm in der Schornen. Der «Turm zu Schornen» war einst Teil der als Letzi bezeichneten militärischen Talsperre, die den Übergang vom Ägerisee zur Innerschweiz abriegelte. Bei diesem Turm stand einst das Letzitor als kontrollierter Durchgang in der bis zu vier Meter hohen Mauer. (siehe http://www.e-periodica.ch).
Hier nutzte unser Truppenführer Bruno Högger die gute Wettersituation zur internen Rangverkündigung. Das geschossene Resultat berechtigt zum Gewinn des Morgartenbechers in der Reihenfolge der geschossenen Resultate, unter Jenen, die diese ehrenvolle Auszeichnung noch nicht besitzen. Brigitte
Schwabl, der glücklichen Bechergewinnerin und zugleich Standartenträgerin, fiel bereits bei erstmaliger Teilnahme heuer diese Ehrung zu.

Zweite Reihe: Michele Pinto, Claudia Schuler, Martin Blöchlinger, Andreas Gasche, Max Rutishauser, Fredy Rüegg
Hintere Reihe: Kiriakos Kiriakidis, Max Zäch, Erich Baumgartner
Auch dieses Jahr wieder als aktiver Schütze in die Feuerlinie am Morgarten eingereiht, der im neunzigsten Lebensjahr stehende Max Rutishauser, der seinen bereits vor Jahren gewonnenen Becher in Händen hält. Der Tradition verpflichtet, bringen die Teilnehmenden am Morgartenschiessen, die diesen Becher bereits besitzen, jährlich mit, um auf die Gesundheit und «gut Schuss» anzustossen.

Einmal mehr fand eine gelungene Schützenfahrt einen würdigen Abschluss mit dem Marschhalt auf der Heimfahrt, wo Humor und Kameradschaft das Gefühl von Zugehörigkeit stärken. Schiesssport kann bis ins hohe Alter gepflegt werden, verbindet Generationen untereinander und ist längst keine Männerdomäne mehr. Es ist das Verdienst von Bruno Högger, dass solche an historische Ereignisse erinnernde Schiessanlässe, für alle Beteiligten immer wieder zum Erlebnis werden. Eine fröhliche Schützenfahrt schickt sich erneut an zu wertvoller Erinnerung zu werden.
Fredy Rüegg
